Erweiterte Lebensqualität durch besseres Hören
Hupende Autos von rechts, Fahrradklingeln von hinten, E-Scooter von vorne – und aus welcher Richtung schallt jetzt auch noch die Sirene von Rettungswagen oder Polizei? Wer sich im Straßenverkehr sicher bewegen will, braucht gerade in unübersichtlichen Situationen ein gutes Gehör und sollte es auch regelmäßig überprüfen lassen.
Mit zunehmendem Alter ist es ganz natürlich, dass sich das Hören verschlechtert. Ein Hörverlust kommt zumeist schleichend und wird darum von vielen Menschen selbst oft erst spät wahrgenommen. Wer aber mit unentdeckter und unversorgter Hörschwäche unterwegs ist, erhöht sein Unfallrisiko.
Laut der deutschen Prüfgesellschaft Dekra sind ältere Menschen im Straßenverkehr besonders gefährdet. In der Europäischen Union entfielen demnach knapp 30 Prozent aller Verkehrstoten auf die Altersgruppe 65 Jahre oder älter. Unter diesen Umständen ist ein Hörtest neben einem Sehtest ein wichtiger Schritt, um die Sicherheit für sich selbst und die anderen Verkehrsteilnehmer zu erhöhen. Er dauert nicht lange, ist bei Hörakustikern in der Regel kostenfrei und gibt Gewissheit, ob sich die Hörschwäche mit einem Hörsystem ausgleichen lässt.
Sicherheit durch gutes Hören mit beiden Ohren
Gerade das Richtungshören macht mit zunehmendem Alter oft Probleme. Menschen fällt es dann schwer einzuordnen, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt. Das kann dazu führen, dass auf Gefahren wie ein herannahendes Auto beim Überqueren der Straße nicht mehr schnell genug reagiert werden kann.
Um lange sicher mobil zu sein, ist es darum wichtig, auf beiden Ohren gut zu hören. Denn das binaurale Hören, also das Hören mit beiden Ohren, ist entscheidend fürs räumliche oder Richtungshören. Der Schall erreicht das ihm zugewandte Ohr schneller, als das von ihm abgewandte. Aus dieser Information leitet das Gehirn automatisch ab, aus welcher Richtung Gefahr droht. Das sorgt dafür, dass der Blick dorthin geht.
Nicht nur bei Dunkelheit, schlechten Sichtverhältnissen oder in den dunkleren Jahreszeiten wie Herbst und Winter ist es wichtig, dass man sich auf seinen Hörsinn voll verlassen kann. Auch bei unübersichtlichen Situationen hilft gutes räumliches Hören dabei, den Überblick zu behalten. Häufig werden bei Schwerhörigkeit Hörsysteme für beide Ohren empfohlen, die sich positiv auf das Richtungshören und das Sprachverständnis auswirken. Das kann dabei helfen, lange mobil zu bleiben und sich aktiv und sicher durchs Leben zu bewegen.
Geduld mit dem neuen Gerät
Hörverlust tritt aber nicht nur im hohen Alter auf, sondern er kann jeden betreffen, auch Kinder und Jugendliche. Das Tückische dabei: Wer über einen längeren Zeitraum nicht gut hört, gewöhnt sich daran, nicht alles zu hören. Immer wieder empfinden Menschen, die gerade zum ersten Mal von einem Hörakustiker mit einem Hörsystem versorgt worden sind, Alltagsgeräusche anfänglich als zu laut. Die Fachleute raten daher zu Geduld und geben hilfreiche Tipps im Umgang mit den kleinen Mini-Computern, denn der Mensch muss sich erst daran gewöhnen, was die Technik alles ermöglicht.
Denn mit dem ersten Hörsystem ändert sich die Wahrnehmung von Geräuschen und Stimmen. Was vorher entweder gar nicht oder nur gedämpft wahrgenommen wurde, ist plötzlich wieder zu hören – und das um ein Vielfaches lauter als vorher. Das Gehirn muss plötzlich wieder sehr viele Reize wahrnehmen und das ganze Spektrum an Klängen verarbeiten. Es muss wieder lernen, Hintergrundgeräusche auszublenden und die wichtigen Töne einzuordnen und ihren Ursprung zu lokalisieren.
Das Einordnen braucht sowohl Geduld als auch Ausdauer. Besteht die Hörminderung schon über einen längeren Zeitraum, ist eine Entwöhnung keine Seltenheit und es fällt zunehmend schwerer, Worte und Zahlen, die nicht verstanden wurden, zu kompensieren. Auch mit zunehmendem Alter kann es mitunter anstrengend sein, sich über längere Zeit auf das Hören zu konzentrieren.
Bei der Feinanpassung des Systems durch den Hörakustiker wird jeder einzelne Kanal genau auf das individuelle Hörvermögen abgestimmt. Wie lange die Eingewöhnungszeit dauert, ist unterschiedlich und hängt auch vom Grad des Hörverlustes ab – es kann aber durchaus mehrere Wochen erfordern. Die Lautstärke muss mitunter langsam angepasst werden, bis der Hörbeeinträchtigte das erforderliche Maximum akzeptiert.
Hörsysteme regelmäßig tragen
Wichtig ist, das Gerät regelmäßig zu tragen. Fällt das schwer, weil die Höreindrücke zu intensiv werden, beginnt man am besten mit einer Tragedauer von einigen Stunden und erhöht diese von Tag zu Tag. Zu Beginn ist es ratsam, Pausen zu machen und laute Umgebungen – wie Konzert oder Restaurant – zu vermeiden.
Stattdessen lieber bei einem Spaziergang in ruhiger Umgebung auf die leisen Geräusche der Natur konzentrieren. Es kann helfen, Erfahrungen sowie positive und negative Situationen aufzuschreiben und diese später mit dem Hörakustiker gemeinsam zu besprechen. Die Notizen können den Experten dabei unterstützen, das System auf die individuellen Hörbedürfnisse einzustellen.
Mit der Technik vertraut machen
Nicht nur das Tragegefühl des Hörsystems ist anfangs ungewohnt, auch die Handhabung bedarf ein wenig Übung – wird aber schnell selbstverständlich. Beim Einsetzen des Hörsystems ist Sorgfalt gefragt. Erst dann können die kleinen Geräte ihre Leistung voll ausschöpfen und mögliche Störgeräusche vermieden werden. Solche können zum Beispiel durch falsches oder unvollständiges Einsetzen der Maßohrstücke oder durchs Vertauschen entstehen.
Moderne Hörsysteme sind weit mehr als Hilfsmittel, die eine Minderung ausgleichen. Die Mini-Computer senden auf mindestens vier Kanälen, haben drei oder mehr Hörprogramme und lassen sich je nach Modell auf Wunsch über das Smartphone steuern. Sie verbinden sich bequem per Bluetooth mit dem Telefon, Fernseher oder Multimedia-Anlagen. Das macht das Hören im Alltag entspannter und steigert die Lebensqualität.
Quelle: Bundesinnung der Hörakustiker KdöR (biha) Claude François
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